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Aussagepsychologie
(recht.allgemein.prozess)
    

Inhalt
             1. Realkennzeichen nach Steller & Köhnken (zitiert nach Gmür, Kriminalistik 2000, 128, 129)
             2. Realitätskriterien und Phantasiesignale nach Bender

Um eine Zeugenaussage zutreffend würdigen zu können, sind Kenntnisse der Aussagepsychologie hilfreich. Die Aussagepsychologie basiert auf der Undeutsch-Hypothese, die davon ausgeht, dass Aussagen über selbst erlebte Ereignisse und über erfundene Ereignisse sich in ihrer Qualität unterscheiden. Steller & Köhnken sowie Bender haben jeweils Punkte herausgearbeitet, aus denen man Rückschlüsse darauf ziehen kann, ob es sich um Realität oder Phantasie handelt.

Realkennzeichen nach Steller & Köhnken (zitiert nach Gmür, Kriminalistik 2000, 128, 129)

  1. logische Konsistenz
  2. Ungeordnet sprunghafte Darstellung
  3. Quantitativer Detailreichtum
  4. Raum-zeitliche Verknüpfungen
  5. Interaktionsschilderungen
  6. Wiedergabe von Gesprächen
  7. Schilderung von Komplikationen im Handlungsverlauf
  8. Schilderung ausgefallener Einzelheiten
  9. Schilderung nebensächlicher Einzelheiten
  10. Phänomengemäße Schilderung unverstandener Handlungselemente
  11. Indirekt handlungsbezogene Schilderungen
  12. Schilderung eigener psychischer Vorgänge
  13. Schilderung psychischer Vorgänge des Angeschuldigten
  14. Spontane Verbesserungen
  15. Eingeständnis von Erinnerungslücken
  16. Einwände gegen die Richtigkeit der eigenen Aussage
  17. Selbstbelastungen
  18. Entlastung des Angeschuldigten
  19. Deliktspezifische Aussageelemente

2. Realitätskriterien und Phantasiesignale nach Bender

Für eine wahrheitsgetreue Aussagen sprechen (Realitätskriterien): Gegen eine wahrheitsgetreue Aussage sprechen (Phantasiesignale):
originelle Details Kargheit, keine Details
Individualität der Ausführungen Abstraktheit der Ausführungen
Komplikation/Überwindung Glattheit
Nichtsteuerung (Erzählweise assoziativ) Zielgerichtetheit (meist chronologische auf das Aussageziel hin formulierte Erzählung)
Strukturgleichheit (Anschaulichkeit, Detailreichtum, Inhalte bleiben gleich) Strukturbruch (wenig anschaulich, wenig Details, Inhalte variieren stark während der Aussage)
Erweiterung Verweigerung
Lückenfüllung Verarmung

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